Perimenopause: Hormone, Wohlbefinden und bewusste Entscheidungen
- Amy Marmori
- 20. Juli
- 5 Min. Lesezeit
🌱 Einführung
Die Perimenopause ist eine Übergangsphase – natürlich, aber oft wenig verstanden. In dieser Zeit, die sich über mehrere Jahre erstrecken kann, verändert sich der Körper: Der Zyklus wird unregelmässig, die Stimmung schwankt, der Schlaf wird leichter. Man fühlt sich manchmal verändert, ohne genau zu wissen, warum.
Was im Inneren geschieht – körperlich, emotional, hormonell – verdient Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Respekt. In diesem Artikel begleite ich dich mit einem einfühlsamen, aber fundierten Blick durch die Perimenopause. Du erfährst, was im Körper passiert, welche therapeutischen Möglichkeiten es gibt und wie auch natürliche Mittel wie ätherische Öle auf sanfte, aber wirkungsvolle Weise unterstützen können.

🌗 Was ist die Perimenopause?
Die Perimenopause bezeichnet die Zeit vor der Menopause, in der der Menstruationszyklus unregelmässig wird und sich erste Anzeichen eines Rückgangs der weiblichen Sexualhormone – vor allem Östrogen und Progesteron – bemerkbar machen. Die ersten Symptome können normalerweise kurz nach dem 40. Lebensjahr auftreten.
Häufige Symptome der Perimenopause
Unregelmässige oder stärkere Blutungen
Schlafstörungen
Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
Konzentrationsschwierigkeiten
Vaginale Trockenheit
Nachlassende Libido
Erschöpfung oder das Gefühl eines „Nebelkopfs“
Hitzewallungen
Nächtliches Schwitzen
Jede Frau erlebt diese Phase anders. Manche spüren kaum Veränderungen, andere erkennen sich selbst kaum wieder.
🧬 Was passiert im Körper? Die Physiologie des Übergangs
Während der Perimenopause beginnt die Eierstockfunktion allmählich nachzulassen, was zu einem Rückgang von Östrogen und Progesteron führt. Dieses hormonelle Ungleichgewicht wirkt sich auf viele Körpersysteme aus: Stoffwechsel, Temperaturregulation, Herz-Kreislauf-System und Stimmung.
Neben den typischen Symptomen kann der altersbedingte Östrogenmangel folgende Auswirkungen haben:
Abnahme der Knochendichte (Osteopenie und Osteoporose)
Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Leichte kognitive Beeinträchtigungen
Abbau von Muskelmasse (Sarkopenie)
Höhere Anfälligkeit der urogenitalen Schleimhäute
🦴 Die stille Gefahr: Osteoporose
Eine der bedeutendsten – und häufig unterschätzten – Folgen des altersbedingten Östrogenmangels ist der schleichende Verlust an Knochenmasse. Östrogen spielt eine zentrale Rolle im Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau. Sinkt der Östrogenspiegel, kippt dieses Gleichgewicht, was das Risiko für Osteopenie und Osteoporose deutlich erhöht.
Osteoporose ist eine stille Erkrankung: Sie bleibt oft unbemerkt, bis es zu Knochenbrüchen kommt – nicht selten nach Bagatellverletzungen. Frakturen an Wirbeln, Hüfte oder Handgelenk können die Lebensqualität erheblich einschränken.
💊 Hormontherapie: Wann ist sie sinnvoll?
Laut den Menopausalen Hormontherapie-Richtlinien 2020 des Journal of Menopausal Medicine wird die Hormontherapie (MHT) als wirksame Massnahme zur Prävention von Knochenschwund und Frakturen bei Frauen unter 60 Jahren oder innerhalb von 10 Jahren nach der Menopause empfohlen.
Die Menopausale Hormontherapie (MHT – Menopausal Hormone Therapy) besteht in der Gabe von Östrogenen allein oder in Kombination mit Gestagenen, um den Hormonmangel auszugleichen.
Lange Zeit wurde die Hormonersatztherapie nicht als Behandlungsoption für Beschwerden im Zusammenhang mit dem altersbedingten Östrogenmangel in Betracht gezogen. Grund dafür waren Studien, die ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten vermuten liessen. In den letzten Jahren wird die Hormontherapie jedoch zunehmend differenzierter bewertet, auch dank neuer Erkenntnisse und überarbeiteter Leitlinien.
Hauptvorteile:
Linderung von Hitzewallungen und Schlafstörungen
Verbesserung von Stimmung und Konzentration
Mehr vaginale Feuchtigkeit und sexuelles Verlangen
Schutz vor Osteoporose und Frakturen
Unterstützung von Muskelmasse und körperlichem Wohlbefinden
Wichtige Hinweise:
Eine Behandlung mit MHT sollte stets gemeinsam mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen sorgfältig abgewogen werden. Dazu gehört eine umfassende Anamnese sowie eine Reihe von Untersuchungen, um mögliche Risiken und Nutzen individuell zu beurteilen.
Die aktuelle Studienlage spricht sich für eine individuelle, medizinisch begleitete Abwägung der MHT aus – insbesondere bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko oder entsprechender Vorgeschichte. In solchen Fällen ist ein vorsichtiger Umgang weiterhin geboten. Regelmässige ärztliche Kontrollen sind unerlässlich.
🌺 Perimenopause: Hormone, Wohlbefinden und bewusste Entscheidungen
Wie der französische Gynäkologe Dr. Michel Mouly betont, ist die Menopause keine Phase, die man stillschweigend ertragen sollte – sondern ein Moment, der mit Bewusstsein gestaltet werden kann: durch Selbstwahrnehmung, fundierte Informationen und individuelle Entscheidungen. Mouly spricht sich für einen Ansatz aus, der die Hormontherapie mit einem gesunden Lebensstil und kompetenter medizinischer Begleitung verbindet, sodass diese Lebensphase zu einer Chance für präventive Gesundheit im weiteren Lebensverlauf wird.
🌿 Natürliche Alternativen
Nicht alle Frauen benötigen oder möchten eine Hormontherapie. Es gibt auch natürliche Wege zur Unterstützung:
Lebensstil
Körperliche Aktivität, die sowohl regelmässig Herz-Kreislauf-Training als auch Krafttraining umfasst (2 bis 3 Mal pro Woche).
Ernährung reich an Kalzium, Magnesium und Vitamin D
Stressbewältigung (z. B. Yoga, Atemübungen)
Verzicht auf Alkohol und Nikotin
Gute Schlafhygiene
Phytotherapie
Mönchspfeffer (Agnocasto), Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa): neuroendokrine Modulation mit Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Sie helfen bei leichten Symptomen.
Rotklee, Soja-Isoflavone: enthalten Phytoöstrogene, also estrogenähnliche Moleküle mit milden und selektiven Wirkungen.
Neue natürliche Alternativen: zwischen Hoffnung und Evidenz
Neben den gut untersuchten Pflanzen haben sich in den letzten Jahren einige eher unkonventionelle Substanzen in der Welt des weiblichen Wohlbefindens etabliert – oft populär in der Wellness-Szene, aber noch nicht umfassend wissenschaftlich belegt. Hier ein Überblick über einige der meistdiskutierten:
Ashwagandha (Withania somnifera): Dieses ayurvedische Adaptogen ist bekannt für seine stressreduzierende Wirkung und positiven Einfluss auf den Schlaf. Erste Studien deuten auf eine Regulierung des Cortisolspiegels und eine Stimmungsstabilisierung hin – Faktoren, die indirekt auch die Symptome der Perimenopause beeinflussen können. Direkte Effekte auf Hitzewallungen oder hormonelle Dysbalancen sind jedoch bisher nicht ausreichend belegt.
Heilpilze (Reishi, Cordyceps, Maitake): Heilpilze sind zentrale Akteure der funktionellen Phytotherapie. Besonders Reishi wird für seine immunmodulierenden, entzündungshemmenden und beruhigenden Eigenschaften geschätzt. Erste Untersuchungen vermuten eine unterstützende Rolle beim hormonellen Gleichgewicht und bei der psychophysischen Resilienz. Auch hier fehlen jedoch noch gezielte klinische Studien im Kontext der Menopause.
Brokkoli-Extrakte (Sulforaphan): Brokkoli enthält Sulforaphan, eine Verbindung, die die körpereigene Entgiftung über die Leber fördert und die Östrogenverwertung positiv beeinflusst. Hochkonzentrierte Extrakte werden vor allem im Zusammenhang mit hormonabhängiger Prävention (z. B. Brustkrebs) untersucht. Auch ein potenziell positiver Einfluss auf hormonelle Balance und chronische Entzündungen wird diskutiert.
Wilde Yamswurzel (Dioscorea villosa): Oft als natürliche Quelle für „pflanzliches Progesteron“ beworben. Die enthaltene Diosgenin wird im Körper jedoch nicht in aktive Hormone umgewandelt. In der Pflanzenheilkunde werden Extrakte zur Unterstützung der Stimmung und des Zyklus verwendet, aber belastbare Studien zu einem hormonellen Effekt fehlen.
Cissus quadrangularis: Eine Pflanze aus der ayurvedischen Tradition, die für ihre knochenstärkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist. Erste Studien deuten darauf hin, dass sie bei der Vorbeugung von postmenopausaler Osteoporose helfen und die Körperzusammensetzung verbessern könnte. Ein spannender Ansatz, besonders im Bereich der muskuloskelettalen Gesundheit.
Ein bewusster Blick
Diese natürlichen Alternativen können eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen eines ganzheitlichen, personalisierten Ansatzes darstellen. Doch auch hier gilt: Natürlich bedeutet nicht automatisch wirksam oder sicher. Jede Form der Supplementierung sollte mit einer fachkundigen Person besprochen werden – unter Berücksichtigung aktueller Therapien, individueller Bedürfnisse und möglicher Wechselwirkungen.
🌸 Ätherische Öle in der Perimenopause: Sanfte Begleiter
Aromatherapie kann in dieser Umbruchszeit eine sinnliche und emotionale Unterstützung bieten.
Eine Meta-Analyse* (PubMed, 2021)zeigte, dass ätherische Öle:
körperliche und emotionale Beschwerden lindern
die Schlafqualität verbessern
Stress und Reizbarkeit reduzieren
Besonders geeignete Öle:
Lavendel: beruhigend, schlaffördernd
Neroli: stimmungsaufhellend
Geranie und Rose: hormonell ausgleichend, stärkend für das Selbstbild
Muskatellersalbei: hilfreich bei Hitzewallungen und Zyklusunregelmässigkeiten
Pfefferminze und Zitrone: erfrischend bei Müdigkeit und Konzentrationsmangel
Anwendungsmöglichkeiten:
Raumbeduftung (5–15 Minuten)
Massage (2–3 % verdünnt in Trägeröl)
Direktinhalation (z. B. über Taschentuch oder Roll-on)
📌 Hinweis: Ätherische Öle ersetzen keine medizinische Therapie, können sie jedoch sinnvoll ergänzen. Bitte konsultiere eine Fachperson bei gezieltem therapeutischem Einsatz.
*Eine Meta-Analyse ist eine Studie, die die Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Untersuchungen zu einem Thema zusammenfasst und gemeinsam auswertet. So erhält man ein umfassenderes und verlässlicheres Bild zur Wirksamkeit einer Behandlung oder Therapie, das die Einschränkungen einzelner Studien überwindet.
🤍 Fazit: Eine Lebensphase mit Bewusstsein gestalten
Das Leben mit altersbedingtem Östrogenmangel kann ein Neubeginn sein – aber kein magischer. Es ist ein tiefer körperlicher Wandel, ein hormoneller Übergang, den es zu verstehen und bewusst zu begleiten gilt.
Die Perimenopause ist kein Ende, aber auch kein klarer Anfang. Es ist eine Schwelle, die Zeit und Achtsamkeit erfordert – für den Körper, für die Emotionen, für das eigene Frausein.
Wer sich selbst zuhört, die Veränderungen erkennt und aktiv begleitet, kann langfristig Gesundheit, Energie und erfüllte Sexualität bewahren. Ob du dich für eine medizinische, eine natürliche oder eine gemischte Strategie entscheidest – du bist nicht allein.
Wichtig ist vor allem: Werde wieder zur Verbündeten deines Körpers.
Mit Neugier, mit Mitgefühl – und ohne Urteil.
Amy




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